Das »Altstadt Quartier« in Schotten empfängt seit einem halben Jahr Gäste. Jetzt ist es offiziell eingeweiht worden. Zwei junge Familien betreiben ein modernes Hostel, das seinesgleichen sucht.
Das Hostel »Altstadt Quartier« befindet sich mitten in der Schottener Altstadt, direkt neben der Diakoniestation Hoher Vogelsberg, vis-à-vis zum Haupteingang der Liebfrauenkirche. »Wir wollten ein Haus konzipieren, in dem auch wir Urlaub machen würden«, betonte Christian Leibner während der offiziellen Einweihung. »Wir hatten uns vorgenommen, die Bequemlichkeiten eines Hotels mit den Vorzügen einer Ferienwohnung zu verknüpfen und dazu günstige Übernachtungspreise anzubieten.«
Zusammen mit seiner Ehefrau Katrin sowie mit Jasmin und Kevin Schleuning hatte er das Projekt vor rund dreieinhalb Jahren begonnen. Hilfe kam vom Vogelsbergkreis, der eine Förderung in Höhe von 100000 Euro von der Europäischen Union in die Wege leitete. Den weitaus größeren Teil der Finanzierung tragen allerdings die beiden Familien als Bauherren und Betreiber des Hostels.
»Als die evangelische Kirche das Haus zum Kauf anbot, sprang der Funke schnell über«, berichtete Christian Leibner. Als Dekanatsjugendreferent kannte er aus seiner Büroarbeitszeit das unter Ensemble-Denkmalschutz stehende Gebäude bestens.
Das Konzept setzt auf Automatisierung. Per digitalem Zugang können die Gäste jederzeit das Haus betreten. Personal wird lediglich für die Reinigung beschäftigt. »Ansonsten können sich die Gäste selbstverantwortlich in unserem Haus bewegen«, sagte Christian Leibner.
Das gilt beispielsweise auch für das Zubereiten des Frühstücks in der kleinen Gemeinschaftsküche. Überhaupt wird viel auf den Gemeinschaftsgedanken gesetzt, erläuterte Jasmin Schleuning bei der ausführlichen Vorstellung des Hostels. »Übernachten wie bei Freunden – diesem Motto fühlen wir uns verpflichtet. Unsere Gäste sollen sich wie zu Hause fühlen.« Ankommen und abschalten, aber auch neue Bekannte und Freunde finden – dafür wollen die beiden Familien mit ihrem Gästehaus und mit »einem schönen, sehr gemütlichen Ambiente« sorgen.
Wohnzimmer im Dachgeschoss
In den sieben Gästezimmern gibt es je nach Größe zwei bis fünf Betten. Im gemeinschaftlichen Wohnzimmer im Dachgeschoss mit direktem Blick zur Kirche laden viele Sitzmöglichkeiten zum Entspannen und Lesen oder zu Gesprächen ein. Außerdem gibt es eine Kinderspielecke.
Auch der Nachhaltigkeit wird Rechnung getragen. Dafür stehen das gut gedämmte Dach und die Nutzung von Öko-Strom sowie die Umwandlung der früheren Büroräume in Aufenthaltsquartiere für Gäste. »Wir wollen damit auch einen Beitrag zur Belebung der Schottener Innenstadt und für den Tourismus im Vogelsberg leisten«, sagte Jasmin Schleuning. Seit Mai sei das neue Hostel auch als Partner für nachhaltiges Reisen zertifiziert. Vor allem Familien mit Kindern und sportlich Aktive wie Radfahrer und Wanderer sind die Zielgruppen. Ein Zimmer ist mit einem höhenverstellbaren Schreibtisch ausgestattet. »Das ermöglicht auch, während des Aufenthaltes in unserem Hostel zu arbeiten«, sagte Jasmin Schleuning.
Sie lobte das Wirken von Architekt Michael Ruhl (Herb-stein), der viele kreative Ideen bei der Neugestaltung des Hauses eingebracht habe. Auch für die Handwerker und die Unterstützung der Stadt Schotten fand sie lobende Worte.
Landrat Dr. Jens Mischak (CDU) hielt sich mit seinem Lob für das sanierte und umgebaute Objekt nicht zurück. »Es ist ein tolles Projekt geworden. Das Ergebnis überzeugt mich wirklich. So etwas habe ich noch nicht gesehen«, sagte er. Das Hostel sei etwas Besonderes geworden und biete eine hervorragende Möglichkeit zum Übernachten.
Haus in guten Händen
Schottens Erster Stadtrat Hans-Jürgen Jochim (CDU) nahm die Einweihung des Hostels zum Anlass, über die Verweildauer der Gäste zu spekulieren. »Vielleicht bleiben einige Gäste etwas länger als die üblichen ein bis zwei Tage in Schotten«, hoffte er.
Der Fraktionsvorsitzende von Bündnis90/Die Grünen, Dr. Jürgen Markert, sprach von einem großen Wagnis, das sich aber gelohnt habe. »Die beiden Familien haben eine Vision gehabt. Sie haben viel Herzblut und Arbeit investiert. Es ist ein ganz großes Ergebnis geworden«, sagte er.
Der ehemalige Dekan Wolfgang Keller erinnerte an den früheren Namen Albert-Schweitzer-Haus. »Die Kirche hatte das Gebäude Mitte der 1980er Jahre gekauft. Es wurde fast 40 Jahre lang für verschiedene diakonische Einrichtungen genutzt. Wir sind alle sehr froh, dass es jetzt in die guten Hände der Familien Leibner und Schleuning gekommen ist«, sagte er.