In Schotten entsteht ein Hostel
SCHOTTEN. In der Schottener Altstadt entsteht ein Hostel. Katrin und Christian Leibner sowie Jasmin und Kevin Schleuning stoßen damit eine neue Tür auf. Von einem „wirklich großartigen Projekt“ spricht der Vogelsberger Erster Kreisbeigeordnete Dr. Jens Mischak. „So etwas gibt es hier in der Region noch nicht.“ Die beiden Familien aus Schotten haben das Albert-Schweitzer-Haus erworben. Das rund 200 Jahre alte Fachwerkhaus direkt gegenüber dem Haupteingang der Liebfrauenkirche diente viele Jahre der evangelischen Kirchengemeinde als Anlaufpunkt. Das Gemeindebüro war in dem dreistöckigen Gebäude untergebracht. Ein Versammlungsraum unter dem Dach wurde auch von anderen Einrichtungen und Institutionen genutzt.
Im vergangenen Jahr hat die Kirchengemeinde das Haus geräumt im Zuge der neu organisierten engen Zusammenarbeit mit sieben weiteren Kirchengemeinden der Schottener Großgemeinde. Nur wenige Meter weiter, im früheren Laden „Hobby- & Basteltreff“, wurde ein gemeinsames Büro bezogen. Das alte Gebäude – Eigner war die Landeskirche – stand zum Verkauf. Den beiden Familien aus Schotten war das Haus nicht unbekannt. Sie engagieren sich schon viele Jahre in der Arbeit der Schottener Kirchengemeinde. Christian Leibner war zudem als Dekanatsjugendreferent tätig. „Im Albert-Schweitzer-Haus hatte ich ein Büro.“ So reifte die Idee, die Gelegenheit zu nutzen und etwas Neues zu wagen. „Als klar war, dass das Haus verkauft werden soll, es sich aber aufgrund des fehlenden Gartens nicht unbedingt als Wohnraum eignet, haben wir uns zusammengesetzt und überlegt, was man mit dem Gebäude machen könnte“, erzählt Katrin Leibner. Ihre Familie ist reisefreudig. Für Übernachtungen werden gerne Hostels genutzt, die in der Regel zwar nur über eine einfache Ausstattung verfügen, dafür aber auch zu günstigen Konditionen Übernachtungsmöglichkeiten anbieten. „Daher reifte schnell die Idee, aus dem schönen alten Fachwerkhaus vielleicht auch so etwas in der Art machen zu können“, sagt Katrin Leibner.
Die baulichen Gegebenheiten böten sich für ein solches Projekt an, meint Christian Leibner. „Eine große Holztreppe führt nach oben und vom Flur geht es in die verschiedenen Räume – ähnlich wie in einem Hotel.“ Allerdings müssten noch größere bauliche Veränderungen vorgenommen werden. Brandschutz ist dabei ein Thema, aber auch eine moderne Ausstattung. „Wir wollen weitere Sanitärräume einbauen.“ Insgesamt werden sechs neue Bäder entstehen. Geplant sind sieben Zimmer mit insgesamt 26 Betten, sodass auch Räume mit drei Schlafstätten zum Angebot gehören werden. Eingerichtet werden soll zudem ein Gemeinschaftsraum.
Auch im Erdgeschoss, das erhöht über dem Keller angeordnet ist und über eine Treppe erreicht werden kann, sind größere Umbaumaßnahmen geplant. „Wir wollen den Bereich großzügiger gestalten“, so Christian Leibner. Durch die Herausnahme von Zwischenwänden wollen die Bauherren mehr Platz in der Küche schaffen, damit „hier auch mal richtig gekocht werden kann“. Ein Hostel bietet normalerweise keine Vollverpflegung an. So gehört zum Konzept der beiden Familien im Wesentlichen Selbstverpflegung der Gäste. Allerdings wollen sie ein einfaches Frühstück anbieten mit überwiegend regionalen Erzeugnissen. Überhaupt – Regionalität und Nachhaltigkeit wird großgeschrieben im zukünftigen Schottener Hostel. „Für die Arbeiten wollen wir regionale Firmen beauftragen, und die verwendeten Materialien sollen möglichst aus der Region kommen“, bekräftigt Christian Leibner.
Zwar verfügt das Haus über eine Behindertentoilette, ein behindertengerechter Zugang ist allerdings nicht vorhanden. „Darauf müssen wir leider bei unserem Hostel-Projekt verzichten“, sagt Christian Leibner. „Sonst würden uns die Kosten für den Einbau eines notwendigen Lifts aus dem Ruder laufen.“ Auch so ist der finanzielle Einsatz beträchtlich. Die Gesamtinvestition beläuft sich auf 460 000 Euro. Immerhin wird das Projekt aus dem Topf der ländlichen Regionalentwicklung mit 100 000 Euro unterstützt. Jens Mischak überreichte kürzlich den Förderbescheid an die beiden Ehepaare.
Sie wollen nicht nur jüngere Personen oder Individualreisende mit ihrem Angebot ansprechen, sondern sie denken auch an ältere Menschen. „Für Familien und Gruppen kann unser Hostel attraktiv sein“, glaubt Christian Leibner. „Die Naherholung ist ja in der jüngsten Vergangenheit zu einem wichtigen Thema geworden.“ Schotten habe viel touristisches Potenzial mit Stausee, Vogelpark, Vulkaneum und dem Erlebnisberg Hoherodskopf. Als Zusatzangebote können sich die Jungunternehmer Freizeitaktivitäten vorstellen wie Floßbau an der Nidda-Talsperre, Bogenschießen, Klettern, Alpaka-Wandertouren, gemeinsame Kochabende oder Meditations- und Yogastunden. Natürlich spielt auch das Fahrrad in den Überlegungen eine große Rolle. Unterstellmöglichkeiten für Zweiräder sind vorhanden. Ein Fahrrad- und E-Bike-Verleih wäre möglich.
Die Lage mitten in der Stadt dürfte neue Besucher nach Schotten bringen und für eine Belebung der in der näheren Umgebung reichlich vorhandenen Gastronomie sorgen. Die Eröffnung des neuen Hostels der beiden Familien ist für das Frühjahr 2023 geplant.